Flächensuche

Die Flächensuche ist eine spezialisierte Rettungshundedisziplin, bei der Hunde im freien Suchmodus ausgedehnte Areale – Wälder, Wiesen oder Uferränder – systematisch absuchen, um vermisste Personen in unübersichtlichem Gelände zu orten. Sie erfordert eine enge Zusammenarbeit von Hundeführern, Funkern und Einsatzleitung.
Überblick
Bei Alarmierung durch Polizei, Feuerwehr oder Rettungsdienst (Notruf 112) erhält die zuständige Rettungshundestaffel genaue Koordinaten und Lageinfos. Innerhalb weniger Minuten wird am Einsatzort eine Führungsstelle eingerichtet, das Suchgebiet in Sektoren eingeteilt und der Hund im Raster- oder Sektoren-Gitter frei auf das Gelände losgelassen. Dank seines feinen Geruchssinns deckt er so großflächige Zonen effizient ab und meldet jede Spur per Bellen oder Bringsel.
Geschichte
Ursprünglich aus der Trümmerhundausbildung des Bundesluftschutzverbandes (1954) hervorgegangen, etablierte sich die Flächensuche ab den 1970er Jahren als eigene Disziplin. Der BRH Bundesverband Rettungshunde e. V. trieb die Entwicklung weiter voran und richtete bundesweit Ausbildungszentren ein, um standardisierte Prüfungsordnungen und Einsatzkonzepte zu gewährleisten.
Organisation & Ausbildung
Ausbildung, Prüfung und Fortbildung werden von anerkannten Trägern wie DRK, ASB, JUH, Malteser Hilfsdienst und dem BRH Bundesverband Rettungshunde e. V. verantwortet. Die Ausbildung gliedert sich in Eignungsprüfung, Modulprüfungen und abschließende Rettungshundeprüfung Fläche – jeweils bundesweit nach einheitlicher Prüfungsordnung. Regelmäßige Fortbildungslehrgänge sichern die Einsatzbereitschaft.
Alarmierung
Notrufzentralen alarmieren kostenfrei und direkt per Pager oder Funk an die Rettungshundestaffel. Innerhalb von 15–30 Minuten treffen Team und Hund am Einsatzort ein, richten eine Einsatzleitung ein und beginnen unmittelbar mit der Suche.
Suchverfahren
Die Flächensuche nutzt sowohl Raster- als auch Sektoren-Gitter, um Gebiete lückenlos abzudecken. Hunde orientieren sich an Windrichtung, Geländeformationen und Vegetation, verfolgen Schlepp- und Luftspuren und passen ihre Suche dynamisch an sich ändernde Wetterbedingungen an – auch nachts mit Stirnlampe und GPS-Unterstützung.
Anzeigearten
- Verbellen: Der Hund bellt laut am Fundort, bis der Hundeführer ihn erreicht.
- Bringselbringen: Der Hund holt ein am Halsband befestigtes Bringsel herbei und legt es beim Hundeführer ab.
- Freiverweisen: Der Hund verharrt am Geruchspunkt in Position und signalisiert so den Fund.
- Rückverweisen: Nach Fund kehrt der Hund zum Führer zurück, zeigt dort per Bellen oder Touch den Fund an und führt dann zurück zur Person.
Ausrüstung
- GPS-Gerät und topografische Karte für exakte Positionsbestimmung.
- Funkgerät und Pager für ständige Verbindung zur Einsatzleitung.
- Suchgeschirr, flexible Leine und reflektierende Markierungen.
- Stirnlampe mit Reservebatterien für Dunkelheitseinsätze.
- Wetterfeste Einsatzkleidung und robuste Schuhe für jedes Terrain.
- Erste-Hilfe-Set für Hund und Hundeführer.
- Verpflegung und Trinkwasser für längere Einsätze.
Prüfungen & Weiterbildung
Flächensuche-Teams legen zuerst eine Eignungsprüfung ab, durchlaufen dann modulare Ausbildungsabschnitte (Suche, Anzeige, Führung) und schließen mit der vollwertigen Rettungshundeprüfung Fläche ab. Wiederholungsprüfungen sind alle zwei Jahre vorgeschrieben, um lang anhaltende Einsatzfähigkeit zu garantieren.
Statistik
Laut BRH Bundesverband Rettungshunde e. V. wurden 2023 insgesamt 1.055 Rettungshunde-Einsätze gefahren, davon 446 in der Flächensuche – das entspricht rund 42 % aller Missionen. Im gleichen Zeitraum wurden über 50 Personen durch Flächensuch-Teams erfolgreich gefunden.